Wandergesellen in Wonsees
Auf den Spuren einer Jahrhunderte alten Tradition
Mit Hut und Stenz sind Wandergesellen jahrelang unterwegs, um zu arbeiten. Das Brauchtum der “Walz” geht bis auf das Hochmittelalter zurück. Im Jahr 2014 wurde es in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. In Wonsees sind immer wieder Gesellen auf Wanderschaft zu Besuch, denn hier werden sie freundlich aufgenommen. Anja Soppa, eine der beiden Geschäftsführer der Dachdeckerei und Zimmerei Donath, sagt: "Die Wandertradition belebt das Handwerk." Die Wandergesellen seien höflich, fleißig, sympathisch, offen und zuverlässig. Übernachten dürfen sie in Soppas Wohnhaus, der historischen Marktmühle in Wonsees.
Die Walz folgt ihren eigenen Traditionen, sie hat auch ihr eigenes Vokabular. Mitnehmen dürfen die Wandergesellen nur so viel, wie in das Reisebündel, den sogenannten Charlottenburger passt. Erlaubt sind ein paar Kleidungsstücke, Schlafsack und kleinere Utensilien. Neben dem Wanderstock, Stenz genannt, gehören Hut und Zimmermannskluft zwingend dazu. Ein Smartphone ist streng verboten. Die meisten Gesellen, die durch Wonsees kommen, gehören zu den Rolandsbrüdern, einer von sieben traditionellen Handwerkervereinigungen in Deutschland.
Ein Besuch im Rathaus gehört für die Wandergesellen immer dazu, denn hier bekommen sie das Marktsiegel in ihr Wanderbuch eingetragen. Um dieses Siegel zu bekommen spricht der Wandergeselle beim Bürgermeister zünftig vor. Auf den Bildern oben sieht man Wonseeser Bürgermeister Andreas Pöhner mit sechs "Fremden", wie sich die Wandergesellen selbst bezeichnen, die auf dem Weg von Lauf nach Volkach waren, um den Rolandsbruder mit der blauen Scherpe nach vier Jahren Wanderschaft auf seinem Weg zurück nach Hause zu begleiten, der "Heimgehtippelei". Wenige Tage später wurde er über das Volkacher Ortsschild gehoben, eine Tradition die symbolisch für das Ende der Wanderjahre steht. Zuvor kamen alle nocheinmal in Wonsees zu einer gemütlichen Runde zusammen, um auf die baldige Heimkehr anzustoßen. Zum Empfangskommitee gehörte neben Anja Soppa und Andreas Pöhner auch der einheimische Rolandsbruder Michel Bormann aus Wonsees.