Schleppertreffen 2019
Turnier zum 10. Jubiläum
10. Schleppertreffen „Super gelaufen!“
Zufall oder nicht, den ersten Platz beim Schlepperturnier in Gelbsreuth machte einer der jüngsten Fahrer mit einem der ältesten Schlepper. Der 27-jährige Sebastian Neuner aus Treunitz bei Königsfeld schaffte es, seinen Röhr 15R, Baujahr 1951 blind bis auf 16 Zentimeter an ein Hindernis zu manövrieren und zielgenau rückwärts einzuparken, sogar mit einer historischen Futterschneidmaschine aus den 1930er Jahren im Schlepptau. Als Preis gab es einen nagelneuen Akku-Schrauber. Auf die Frage, wie man so viel Geschicklichkeit mit dem Schlepper entwickle, antwortete er nur: „Wir üben daheim immer.“ Denn er und sein alter Röhr seien regelmäßig auf dem heimischen Biohof im Einsatz.
Den zweiten Platz holte der 68-jährige Willi Gaßner aus Stegaurach bei Bamberg. Sein 901er Hanomag, Baujahr 1968, muss zwar auch arbeiten, aber nicht mehr in der Landwirtschaft. Gaßtner nutzt ihn als Zugmaschine für einen Wohnwagen der besonderen Art. Der ehemalige Bankkaufmann hat in Eigenarbeit eine fahrbare Blockhütte gezimmert mit Wohn-, Schlaf- und Kochbereich. Der Untersatz für die urige Behausung ist ein alter Ladewagen. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Gundi Fößel besucht Gaßner Campingplätze und immer wieder auch Schleppertreffen. Er sagt: „So ein Traktortreffen ist wie ein Wanderurlaub. Das Ziel ist dahinzugehen, wo man noch nie war.“ Daher kamen die beiden schon zwei Tage früher an, denn auf kurzen Wanderungen zu den umliegenden Dörfern lerne man „die fränkische Natur und ihre Menschen ganz anders kennen“.
Den dritten Platz beim Schlepperturnier machte der 68-jährige Gottfried Riedel aus Altenplos auf einem MAN B18A. Riedel, Mitglied bei den Traktorfreunden Altenplos, ist ein Profi in Sachen Schlepperturnier. Im Jahr 2012 nahm er an der Schlepper-Weltmeisterschaft am Großglockner in Österreich teil. Damals holte er sich den Weltmeistertitel in seiner Klasse. Auch hier die Frage, wie man solche Fähigkeiten erlange. Die Antwort: „Durch die landwirtschaftliche Tätigkeit. Wir haben unsere Schlepper ja nicht nur zum Spielen.“ Die Traktorfreunde Altenplos waren dieses Jahr mit sieben Schleppern beim Treffen vertreten.
Insgesamt waren rund 140 Traktoren, auf dem Festplatz nahe der Ortschaft ausgestellt. Über den Tag verteilt bewirteten die Gelbsreuther um die tausend Besucher. Einer davon war der zweijährige Johannes Dykast aus Hirschaid. Eigens für das Schleppertreffen ließ er seinen Mittagsschlaf ausfallen - keine Spur von Müdigkeit, dafür aber leuchtende Augen als er auf einem alten 14er Bautz sitzen durfte. Auch seine achtjährige Schwester Fiona ist ein begeisterter Schlepperfan. Einen Lieblingsschlepper hat sie sich schon ausgesucht, ein 1977er IHC 1046 mit Regendach, unter anderem „weil er so schön glänzt“.
Aufpoliert hatte auch Peter Heser aus dem Kirchenpingartner Ortsteil Reislas seinen 1955er Holder mit dem 10 PS starken 2-Takt-Motor. Heser erklärte, warum der kleine grüne Schlepper etwas Besonderes ist: „Diese Traktoren wurden früher in Weinbaugebieten verwendet. Wegen den steilen Hängen haben sie auch vorne Bremsen“. Seinen Holder habe er auch deshalb so gern, weil es sein erster Traktor war. Seit dem Jahr 2003 habe er insgesamt 17 Traktoren restauriert. Das sei ein bisschen wie eine Sucht, denn es mache Spaß die im Gegensatz zu Autos relativ einfach gebauten Traktoren wieder herzurichten, nur an Ersatzteilen mangle es. Heser und die anderen „Bulldogfreunde Frankenpfalz“ fahren jedes Jahr bis nach Alsfeld in Hessen, um Traktorteile zu besorgen.
Die Sammler-Leidenschaft kann Wolfgang Abé, Initiator des Schleppertreffens in Gelbsreuth gut verstehen. Er sammelt gerade Deutz-Motoren, solche der Baureihe 912. „Den mit drei, vier und sechs Zylindern habe ich schon. Mir fehlt noch der Zwei- und der fünf-Zylinder-Motor“, erklärt er. Ist seine Sammlung komplett, will er alle Motoren auf einem Wagen montiert, via Armaturenbrett steuern und zur Motorensymphonie der Sonderklasse kombinieren.
Vor allem die röhrenden Motoren hatten es den Schlepperfans angetan. Dieter Thein aus Ebern hatte zwar nicht den ältesten Schlepper, dafür aber den ältesten Motor dabei. Baujahr 1950 war der Güldner GKN, dessen Verdampfer Thein kurzerhand zum Wienerla-Wärmer umfunktionierte. Nicht zuletzt welcher solcher Kuriositäten trieb es Schlepperfahrer und Besucher wieder massenweise nach Gelbsreuth. Die weiteste Anreise hatte ein Fahrer aus Höchstädt im Fichtelgebirge. Mehr als 70 Kilometer legte er mit seinem Traktor zurück.
Abés Fazit des Tages: „Super gelaufen!“ Ohne Schlepperfans und fleißige Helfer aus der Ortschaft könne ein solches Event gar nicht stattfinden. Daher bemühte man sich am Sonntag besonders um die Nachwuchsförderung. Für Kinder gab es ein Trettraktor-Turnier mit Hindernis-Parcours. Den ersten Platz machte der fünfjährige Elias Stengel aus Hollfeld, den Zweiten der siebenjährige Tom Fischer, bereits überzeugtes Mitglied der Traktorfreunde Waldau. Dritter wurde der elfjährige Jakob Lauterbach aus Döllnitz, der seine Fähigkeiten auch am Kinderbagger unter Beweis stellte. Allesamt durften sich ihre Preise selbst aussuchen, vom Spielzeug-Traktor bis zum Spielzeug-Akkuschrauber.